Unser Körper sendet uns diverse Warnsignale für Stress, an denen du erkennen kannst, ob du dich bereits in einem krankmachenden Stress-Zustand befindest.
Hast du das Gefühl im Dauerstress zu sein? Das du immer weniger schaffst, obwohl du dich doch so anstrengst? Stehst du ständig unter Zeitdruck und weißt manchmal gar nicht mehr, wo du anfangen und wie du all deine Aufgaben erledigen sollst? Plagt dich das Gefühl der Überforderung, dass dir alles zu viel wird? Fühlst du dich ausgebrannt, antriebslos, müde?
Falls du jetzt zustimmend genickt hast, dann möchte ich dich mit diesem Artikel im Hinblick auf Stress sensibilisieren.
Fight or flight
Zunächst einmal sei gesagt, im Stress zu sein ist nicht per se schlecht oder gefährlich.
Ganz im Gegenteil, die Stressreaktion an sich war seit Menschengedenken notwendig um zu überleben.
Fight or flight lautete die Devise. Also entweder sich der Gefahr in Form des Säbelzahntigers zu stellen und zu kämpfen oder zu flüchten.
Okay, diese Situation kommt heute wohl kaum noch vor, trotzdem ist unser Körper darauf ausgelegt in einer Gefahrsituation entsprechend zu reagieren, um unser Überleben zu sichern.
Heutzutage jedoch ist es schon fast in Mode, im Stress zu sein.
Egal welcher Stress, sei es Stress auf der Arbeit, Stress in der Familie oder ganz und gar Freizeitstress.
All das ist sogar ein erstrebenswerter Zustand, zeigt er doch, dass wir vielbeschäftigt und gefragt sind und wirklich was leisten.
Und auch dieser Stress muss nicht gefährlich sein, besorgniserregend wird es erst, wenn dieser Stresszustand dauerhaft anhält und als negativ empfunden/bewertet wird.
Weshalb genau diese, unsere, Bewertung des Stresszustandes eine so wichtige Rolle spielt, darauf gehe ich in meinem nächsten Artikel zum Thema Stress detaillierter ein.
Damit du ein Verständnis dafür entwickeln kann, warum überhaupt und ab wann Stress eine Gefahr für unsere Gesundheit darstellt, möchte ich mit dir zunächst einmal ein paar Hintergründe zum Thema Stress teilen.
Du erfährst, wie eine Stressreaktion im Körper abläuft, welche stressauslösenden Reize, genannt Stressoren, es gibt, in welche Arten Stress gegliedert wird und welche Warnsignale es für Stress gibt.
Ablauf im Körper bei einer Stressreaktion
Mit der Stressreaktion sorgt das Gehirn dafür, dass unser Körper sich auf Flucht oder Kampf einstellt, sobald wir eine Gefahr erkannt haben.
In einer stressauslösenden Reaktion leitet der Hypothalamus das Nebennierenmark dazu an, die zwei, als Stresshormone bekannten, Hormone Adrenalin und Noradrenalin auszuschütten.
Diese versetzen uns in Alarmbereitschaft und stellen unseren gesamten Organismus auf Kampf oder Flucht ein.
Was die Stress-Hormone im Körper bewirken
- der Atem beschleunigt sich
- Puls und Blutdruck steigen an
- die Pupillen weiten sich –> Sehleistung wird verbessert
- die Leber produziert mehr Blutzucker –> Energiegewinnung
- die Milz schwemmt rote Blutkörperchen aus –> Sauerstofftransport wird verbessert
- die Adern in den Muskeln weiten sich –> Muskeln werden besser durchblutet
- der Muskeltonus steigt – Anspannung der Muskeln
- das Blut gerinnt schneller –> Schutz vor Blutverlust
- die Zellen produzieren Botenstoffe –> wichtig für die Immunabwehr
- die Verdauung und die Sexualfunktion gehen zurück –> spart Energie
Stress wird durch Stressoren ausgelöst
Nicht nur akute Gefahren lösen Stress in uns aus, sondern auch innere oder äußere Reize harmloser Art können uns in einen Stresszustand versetzen.
Denn diese Reize werden vom Organismus, auf den sie einwirken, entweder als positiv oder als negativ empfunden.
Diese individuelle Bewertung des Reizes hat einen Einfluss darauf, ob eine Stressreaktion ausgelöst wird oder nicht.
Dabei werden folgende Stressfaktoren (Stressoren) unterschieden:
- Umwelt Stressoren wie z.B. Kälte, Hitze, Lärm
- Körperliche Stressoren wie z.B. Hunger, Schmerzen, Durst
- Mentale Stressoren wie z.B. Angst, Überforderung, Hilflosigkeit, Zeitdruck
- Soziale Stressoren wie z.B. Armut, Trennung, Konflikte
Gegen Umweltstressoren wie Hitze oder Kälte können wir etwas tun, indem wir uns mittels Kleidung daran anpassen.
Körperliche Stressfaktoren wie Hunger und Durst sind wichtig für das eigene Überleben und erinnern uns daran, etwas zu essen oder zu trinken.
Die mentalen und sozialen Stressoren versetzen uns am häufigsten in einen Zustand von Stress, da wir oftmals schwer etwas dagegen unternehmen können und ihnen mehr oder weniger hilflos ausgeliefert sind.
Wichtig hier ist auch zu wissen, dass Stress bzw. ein Stressfaktor subjektiv wahrgenommen und bewertet wird.
Was du persönlich als störend empfindest und was dich in Stress versetzt, empfindet ein Anderer vielleicht als ganz harmlos und stressfrei.
Stress liegt im Auge des Betrachters
Um zu verstehen, wie Stress auf dich wirkt, und warum Stress im Auge des Betrachters liegt, also von unserer Bewertung abhängt, möchte ich nachfolgend auf das Stressmodell von Richard Lazarus eingehen.
In der Umwelt gibt es eine Vielzahl von Reizen, die auf uns einwirken können.
Unsere Wahrnehmungsfilter haben nun die Aufgabe, diese Reize zu filtern und nach den für uns relevanten Informationen zu selektieren.
Diese Wahrnehmungsfilter bilden sich im Laufe unseres Lebens und sind von Mensch zu Mensch verschieden.
Das wiederum bedeutet, dass jeder Mensch die Reize unterschiedlich wahrnimmt.
Du siehst, dass sich bereits bei der Stufe der Wahrnehmungsfilter entscheiden kann, ob der durchkommende Reiz überhaupt wahrgenommen wird.
Nun kommt es auch auf die jeweilige Person an, wie diese den Reiz primär bewertet.
Es gibt drei Möglichkeiten der Interpretation des Reizes:
Positiv, gefährlich oder irrelevant.
Wird der Reiz als gefährlich eingestuft, kommt es nun auf die sekundäre Bewertung an, in welcher sich entscheidet, ob die Person genügend Ressourcen zur Verfügung hat, um dem Stressor adäquat begegnen zu können.
Bei mangelnden Ressourcen ist die Person der Situation nicht gewachsen und gerät in negativen Stress.
Ob es nach einem Stressreiz zu negativ empfunden Stress kommt, entscheidet sich also erst, nachdem der Reiz den individuellen Wahrnehmungsfilter durchlaufen hat.
Was du tun kannst, um besser mit Stress umzugehen
Mittels Stressbewältigungsmethoden (Coping) lässt sich durch Anpassung und Lernen eine Neubewertung des Reizes erreichen, sodass du den Reiz beim nächsten Mal nicht mehr als Stressauslöser empfindest.
Auch im Bereich der eigenen Ressourcen kannst du etwas unternehmen.
Indem du dich auf deine Stärken, deine Fähigkeiten, deine Erfahrungen und deine bisherigen Bewältigungsstrategien besinnst, wirst du dir darüber bewusst, dass du bereits alles in dir hast, die Stärke, die Weisheit und die Sicherheit, um mit belastenden Situationen besser umzugehen.
Es gibt unterschiedlichen Arten von Stress
Insgesamt unterscheidet man 4 Arten von Stress, welche positiv oder negativ sein können.
- Eustress
Als Eustress werden Stressreize bezeichnet, die uns positiv beeinflussen.
Dieser „positive Stress“ schädigt deinen Körper nicht, ganz im Gegenteil, er erhöht sogar deine Leistungsfähigkeit und Aufmerksamkeit.
Im Eustress bist du beispielsweise, wenn du etwas tust, das dir Spaß macht, auch wenn du dabei unter Zeitdruck stehst. Dabei empfindest du den Zeitdruck nicht als Stress, da du ihn nicht negativ bewertest.
- Disstress
Als Disstress werden solche Stressfaktoren bezeichnet, welche vom Körper als unangenehm oder bedrohlich empfunden werden.
Diese Reize werden dann als negativ bewertet, wenn sie häufiger und ohne ausreichend Ruhephasen auftreten.
Stehst du dauerhaft unter Disstress, verlierst du an Leistungsfähigkeit.
- Hypostress
Hypostress bezeichnet eine dauerhafte Unterforderung.
Also können auch zu wenig Reize Stress verursachen.
Gegen Langeweile gibt es ein Mittel: Such dir ein anspruchsvolles Hobby oder bilde dich weiter!
- Hyperstress
Hyperstress entsteht aus Disstress.
Bist du dauerhaft im Disstress und achtest nicht auf ausreichend Ruhe- und Erholungsphasen, gelangst du in den Zustand von Hyperstress.
Ab hier entscheidet sich, ob der Stress dich krank macht.
Wichtig nach einer Stressreaktion ist die anschließende Erholung, in der die Stresshormone erst abgebaut werden können.
Wenn die Erholung auf der Strecke bleibt und du deinem Körper keine Möglichkeit gibst, um herunterzufahren, steht er rund um die Uhr unter Spannung.
Du befindest dich in einem Zustand von Dauerstress, welcher chronisch wird und dich krank machen kann.
Woran du erkennst, ob Stress dich krank macht
Unser Wunderwerk Körper sendet uns Signale, wenn es ihm nicht gut geht. Dies sind u.a. Warnsignale für Stress, welche es gilt zu erkennen und als solche wahrzunehmen, sprich nach den Ursachen zu forschen und etwas zu unternehmen.
An diesen Warnsignalen für Stress kannst du ganz genau erkennen, wie es um dein Stresspegel steht.
Warnsignale für Stress
- Gelenk-, Nacken- und Rückenschmerzen
- Sodbrennen und Magenschmerzen
- Verdauungsprobleme
- Gewichtszunahme oder – abnahme
- Hoher Blutdruck
- Kopfschmerzen
- Stimmungsschwankungen
- Reizbarkeit/Aggression
- Herz-Kreislaufprobleme
- Unlust, fehlende Motivation
- ständiges Gedankenkreisen
- Tinnitus
- Schlafstörungen
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Leistungsabfall
Durch rechtzeitiges Erkennen der Warnsignale für Stress, die nötige Information, Selbstverantwortung und konsequentes Handeln kannst du die Balance, dein Gleichgewicht, wieder herstellen und so negative Auswirkungen auf deine Gesundheit vermeiden.
Wenn du merkst, dass du gerade gestresst bist, halte inne, atme durch, reflektiere und bewerte die Situation neu.
Stress ist nicht gleich Stress
Manuela hat Stress, weil sie sich nicht entscheiden kann, welches Kleid sie für die Party heut Abend anziehen soll.
David hat Stress, weil er Angst hat seinen Job zu verlieren.
Eva hat Stress, weil sie nicht mehr weiß, wie sie Familie und Beruf unter einen Hut bringen und die Erwartungen erfüllen soll.
Eine Gazelle hat Stress, weil sie von einem Löwen gejagt wird. Würde sie sich in diesem Moment keinen Stress machen, hätte sie damit auch das allerletzte Mal in ihrem Leben Stress gehabt.
Ein stressfreies Leben ist utopisch
Du siehst:
Es gibt verschiedene Arten von Stress, bei denen die subjektive Wahrnehmung und Prägung eine Rolle spiele
Stress ist nicht immer als negativ zu bewerten und macht nicht zwangsläufig krank.
Manchmal ist Stress notwendig, manchmal überflüssig und manchmal unvermeidlich.
Ein stressfreies Leben ist aus diesem Grund gar nicht möglich.
Dein Ziel sollte es sein, ein ausgeglichenes und zufriedenes Leben, frei von ungesunden Stress, in Gesundheit zu führen.
Um langfristig besser mit Stress umgehen zu können, musst du erst einmal herausfinden, was genau dich stresst.
Wie du das anstellst, darüber habe ich in meinem nächsten Artikel „Acht Gründe, warum du gestresst bist“ geschrieben.

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